Tatort: Berlin / Ostbahnhof am 18. April 2010

 

Es war ein warmer Abend gewesen im April. Sonntag, Ostbahnhof, 19:30 Uhr, die Haare sind kurz, die Bekleidung ist schwarz, das Bier wurde schon in die trockene, verstaubte Speiseröhre gebannt, Stimmung mmhhh „frontig“, Lulle ufn Zahn und Telefon am Ohr. Digitalisierte Funkverbindung wird aufgebaut zwischen dem Teilnehmer GröNaZ (GröFaZ oder einfach unser aller Lieblingskio) und dem Teilnehmer Lue. Hochwichtige Daten wurden in eingekürzter, essentieller Form übertragen: „Alta, biste schon da?“ ,„Jap!“, „Wo?“, „Gleich hinten.“, „Jut,wir och!“, „Ick freue mir so!“. Ende der Übertragung. Neue Übertragung wird aufgebaut zwischen „The lonley Wolf „Jaeger“ Jaegman“ und Lue. Auch hier wurde gezielt und signifikant Daten übertragen: „Wo bist´e denn?“, „Hinten.“, „Wo ist denn bei Dir hinten?“! Nun folgte eine unverständliche Ortsangabe, was ich einfach mal auf den Missbrauch von Alkohol schiebe! „Ok, bleibe da stehen wir sind unterwegs.“, „Jap“ „Ick freue mir so!“ 5 Minuten später, waren alle Beteiligten vereint und glücklich. Diverse Nettigkeiten mussten noch ausgetauscht werden, wie z.B. Bier, Karten, überflüssige, total überbewertete Begrüßungen. Dann noch mal ein kleines Bierchen oder Geburtstagskamillentee am Dönerstand, das Konsumprodukt eliminieren und ab in die „Schlange“ am Eingang. Hier wurden der ein oder andere gute Bekannte und Kumpel gesichtet und dem System ErIch (vorne Er und hinten Ich) zugefügt. Jacke weg, Urin weg, Runde gucken und zum zweit wichtigsten Akt an diesem Abend gepilgert, dem Barkeeper! Bierchen im Spülbecher aus Plaste/Elaste bekommen, ohne 18 Jahre darauf zu warten und danach erst einmal den Mörtschendeisstand besuchen. Auch hier wurde jedem klar Europa ist in einer riesengroßen Wirtschaftskrise, der Euro ist nichts mehr Wert, die Inflation hat eingesetzt. Mein persönlicher Vorschlag an dieser Stelle war es: „Streiche doch bitte mal die ganzen Nullen von den Preisen, dann hat mein Euro wenigsten etwas mehr Kaufkraft am heutigen Abend.“ Naja, was soll´s. Der erste Künstler ist leider in meinem „Frontwahn“ unter gegangen und wurde demnach von mir nicht für „voll“ genommen. Ich gebe an dieser Stelle ehrlich zu, dass ich bis jetzt nicht weiß, wie die Combo überhaupt hieß, wie der Sound von ihr gewesen ist, oder gar was sie für Lieder abgespielt haben. Kenne ich die überhaupt? Sind die bekannt? Scheint nicht an dem zu sein, denn auch wenn ich mit Bier verschmierten Blick, meine – 3,75 Dioptrien nach vorn gerichtet habe und meine 75% Hörkraft, auf diese Gruppe fokussierte, es blieb erfolglos. Leider. Aber ich sage es mal als Kenner, von bester Musik. Sie waren bestimmt gut gewesen, auf ihrer Art und Weise. Eigentlich waren sie die beste Vorband an diesem Abend. Es gab ja auch nur eine.

 

Terrorrauchen war im Postbahnhof nur in der dafür vorgesehenen Lounge gestattet. Oh Gott, ein Rauchschlauch! Ein enger Flur im 90 Grad Winkel zur Tür, für viele Raucher? Was ist das denn?! Es gibt doch immer irgendwelche Halbprimaten, die es nur bis zur Tür schaffen und dann prompt stehen bleiben in der Öffnung. Hey bei der Geburt, hätten ihre Muttis arge Probleme gehabt mit diesem passiven, rücksichtslosen Verhalten! An solch „Passivraucher“, hat der Raumgestalter nicht gedacht. Ist ja auch schwer das offensichtlichste außer Acht zu lassen! Diese Spitzenkraft hat auch die Titanicsicherheitsvorkehrungen gestaltet, nehme ich mal an. Beweise liefere ich nach, für diese Theorie, wenn der Pott geborgen worden ist. OK?! Durch den vorhergehenden Schlafmangel (bedingt durch ein stressiges Leben und der Blau Licht Party am Vorabend in der gleichen Lokalität) und dem Bier, hatte ich den tendenziellen „Colomboblick“ parat. Der zerknitterte Mantel fehlt für den optischen Abschluss. Naja und innerlich kämpfte die gute Inge Meisel gegen Pippi Langstrumpf. Also tierische Lust auf die Band und mörderische Kopfschmerzen und Müdigkeit. Was soll ich sagen? Pippi hat gewonnen, wegen der Band! ;-)
Zum Konzert selbst ist zu sagen: Es war das beste Konzert mit diesen alten Herren gewesen, was ich jemals gesehen und besucht habe. Professionell ohne Ende, war die Videoshow, der Ton mit allen möglichen Mischungen (wir reden aber über die Vintage Tour, also Front242 im Urschleim), Volumen und Bass waren für eine chronische Verhärtung in der Leistengegend verantwortlich. Was aber absolut nicht schlimm gewesen ist, sondern im Gegenteil sogar erwünscht war. Die Songauswahl, war wie ich sie zusammengestellt hätte, also perfekt. Ich habe mich dann zwischen alten Haudegen Mitte 40 abgeparkt und war überrascht wie sehr auch dieser Teil des Publikums da mit fieberte. Irgendwann ist dann die Erkenntnis auch bei mir durchgesickert. Hey, die kennen Front242 bestimmt seit dem ersten Pip aus dem Synthie und soweit auseinander liegen die Altersgrenzen ja nun auch nicht mehr! Grübel?!? Ok! Schnell an die letzte Party gedacht, wo ordentlich Musik gespielt worden ist und dort den Altersdurchschnitt in Nanosekunden ermittelt. Scheiße! Ich war da Old School und die Partys wo ich aus Mitleid kostenlos eingelassen werde, heißen Alter-Sack oder Kadavergroove! Meine Fresse, mein Leben ist vorbei. Ich habe den Zenit überschritten. Auf mich wartet nur noch der Tanztee mit dem Plattenwechsler DJ Stone Age oder gleich das Musikantenstadel. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo mir die Tränen über meine faltigen Wangen gekullert sind und ich die Wahrheit erkannte. Das war bei dem Song „Im Rhythmus bleiben!!!“ und die Wahrheit ist, sie meinen den gleichmäßigen Herzschlag in der Hülle aus überschüssiger Haut, gehalten von morschen Knochen. Einfach nur am Leben bleiben! Front242 sind nicht nur wegweisend im Bereich des EBM bzw. die Gründerväter dieser unglaublich kraftvollen, bizarren Musik, sondern sie sind auch Überlebensberater der älter werdenden Gesellschaft. Brüssel ist somit das Zentrum des Lebens und ich glaube da ist auch so eine Combo die sich EU nennt. Von der EU werde ich mir auch mal was runterladen und mal gucken ob die auch was können. Falls die EU was Gutes zu Stande gebracht hat, werde ich dies natürlich euch auch zur Verfügung stellen. Als dieses unglaubliche Konzert zu Ende war und ich denke einfach mal es ging nur 10 Minuten, obwohl meine Uhr knapp 2 Stunden attestierte, ging es noch zur amerikanischen Botschaft bzw. zu einer der zahlreichen Zweigstellen und es wurde ein kleiner Snack eingenommen.

 

Aufgrund des massiven Missbrauchs von Drogen, gewonnen aus Hopfen, kam es zu dezenten Ausfällen beim Stamm- und auch beim Gastpersonal. Karl Marx meinte ja schon treffend, ohne die Weitsicht auf diesen Abend zu haben: „Ein Gespenst geht um in Europa und das sind im Moment wir!“ Gespenstisch war es zu sehen, wie glücklich eine Hand voll Menschen mit „etwas“ Musik gemacht werden kann. Nach der Personaldetonation (Verabschiedung und räumlichen Trennen) eierte ich irgendwie zielstrebig mit geübten Foxtrottschritt in mein Domizil, wobei ich zu meinen überaus großem Glück noch in einen Hundestuhl getreten bin mit meinen seit 4 Jahren Festival- und Konzerterprobten 3 Loch Undercover. Dies wirft bestimmt jetzt drei hochwichtige Fragen auf!
Hier schon vorweg die Antworten!
1. 3 Loch Undercover sind meine Halbschuhe und nicht eine ukrainische Edelprostituierte. Ergo bin ich nicht Paolo Pinkel und habe keine Talkshow bei N24.
2. Den Hundestuhl habe ich ordentlich von meinen Schuh abbekommen, Dank viel Wasser und den satanischen Versen von Salman Rushdie.
3. Ja mir ist wieder ein passender Spruch eines bekannten Mannes eingefallen. „Ich liebe Hunde, das sind die besten Kameraden“...  ZENSUR

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